Freitag, der 04.10.13 - Rennsteig, Oberhof, Schmalkalden und Inselsberg

Glutrot stieg die Sonne hinter den Bergen auf und weckte uns; wir freuten uns auf einen schönen neuen Tag. Nachdem wir uns am Frühstücksbuffet stärkten, starteten wir pünktlich bei + 10°C, Wind und Sonne mit unserem Reiseleiter, Herrn Michael Weißer, zum Ausflug in den Thüringer Wald mit Schmalkalden, Meiningen und Rennsteig.

Friedrichroda (Name: Ritter Friedrich rodete hier einst den Wald) ist seit 1837 Urlaubsort, hat jetzt 5500 Einwohner. Mit der Thüringerwaldbahn gibt es eine direkte Verbindung mit Gotha. Vor der evangelischen Stadtkirche steht eine Statue von Friedrich Buschmann; er hat die Mundharmonika erfunden. Deshalb „dürfen“ hier alle Kinder des 1. und 2. Schuljahres dieses Instrument erlernen. „Jeki“ (Erklärung: Jedem Kind ein Instrument – nordrheinwestfälische Musikförderung an Grundschulen). Erwähnenswert ist hier auch der Ludowinger Brunnen; es heißt, dass das Wasser gegen Karies hilft und vor Magen-Darm-Leiden schützt; Neider behaupten allerdings, man bekäme diese Leiden, wenn man das Wasser trinkt. Nun fuhren wir an der Kneipp-Tretbeckenanlage die Waldsaumstraße (B88) entlang und wurden gut und sachkundig informiert.

Weiter ging es durch das Georgenthal, wo es Saurierfunde gab und das nun „Wallfahrtsort“ für viele Paläontologen aus aller Welt geworden ist. Sogar lebensgroße Saurierfiguren säumen hier den Weg. Am Industriepark Nauendorf vorbei (dort ist jetzt u.a. die hagener Firma Brandt zu Hause), fuhren wir durch Ohrdruf; dort wurde Johann Sebastian Bach in der Bonifatiuskirche im Orgelspiel unterrichtet.

Im Luisenthal am Nordrand des Thüringer Waldes gibt es das Stutzhaus zu sehen. Ein Stutz ist die Maßeinheit für 12 ½ kg Holzkohle. Auf dem Weg gab es eine Kirche, die aus Geldmangel keine Glocke besaß, warum ein Schuljunge mit einer Trillerpfeife die Leute zum Gottesdienst zusammenpfiff. So geschah es bis zum Jahr 1894. Nun fuhren wir an der Ohra-Talsperre vorbei. Hier staut sich das Wasser der Ohra. Die Talsperre fasst 18 Millionen m³ Wasser und versorgt mehr als 400.000 Einwohner.

Unser nächstes Ziel war Oberhof, seit 1945 internationaler Wintersportort, der am Kamm des Thüringer Waldes auf etwa 815 m über NN in der Nähe des Rennsteigs liegt. Hier blies heute ein lausiger Wind und man ahnte, wie kalt es im Winter sein kann. Wir machten eine kurze Rundreise mit dem Bus, sahen die alten und die neuen, noch im Bau befindlichen Sprungschanzen. Das ganze Jahr über ist in diesem schneesicheren Gebiet Saison; seit 1954 von einem findigen Herrn das „schneelose Mattenspringen“ erfunden wurde. Bei dem heutigen wundervollen Sonnenschein hatten wir eine tolle Aussicht und konnten die Pause dort oben genießen. Leider hatten wir keine Zeit, die 688 Stufen zur Spitze der Sprungschanze hochzulaufen. Auf der Weiterfahrt passierten wir die neue, zwei Kilometer lange Skisporthalle, in der ganzjährig Ski gelaufen werden kann.

Nach einer kurzen Pause fuhren wir am Rennsteig entlang. Er hat eine Länge von 168,3 km, beginnt am Ufer der Werra und endet in Blankenstein an der Saale. Begegnen sich Wanderer, so lautet der Gruß „Gut runzt!“

Herr Weißer stimmte das Rennsteiglied an, wir sangen die heimliche Hymne, komponiert von Herbert Roth, gerne mit. Auf dem Weg wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass der Orkan Kyrill 2007 Millionen Bäume entwurzelt hat, China kaufte das Holz auf; vielleicht kommt es in Form chinesischer Schnitzkunst wieder hierher zurück?
In Stützerbach siedelten sich Glasmacher an; bekannt wurden sie durch die Herstellung erster Glühlampen Ende des 19. Jahrhunderts, der ersten Thermoglasgefäße und der ersten Röntgenröhre. Literarische Bekanntheit erfuhr Stützerbach durch Besuche Johann Wolfgang von Goethes. Suhl, die nächste Stadt, wurde bekannt als „Waffenschmiede Europas“. Die Stadt hat heute nur noch 39.000 Einwohner und es wurden viele Baufehler gemacht, sodass man sich einem Sammelsurium verschiedener Baustile gegenüber sieht.

Nun näherten wir uns der Fachwerkstadt Schmalkalden, mit 20.000 Einwohnern. Sie ist Partnerstadt Recklinghausens und Hochschulstadt. Aus der mittelalterlichen Zeit sind noch zwei Mauerringe zu sehen, so wehrhaft war Schmalkalden eingerichtet. Hier machen wir eine Pause bis 14.00 Uhr. Herr Weißer zeigte uns bei einem kleinen Stadtrundgang die Altstadt mit romantischen Gässchen, liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und kleinen Plätzen. Ein Zeugnis mitteleuropäischer Städtebaukunst.

Von 1585-1590 ließ Wilhelm der IV. die nach ihm benannte Wilhelmsburg errichten; zu erwähnen ist auch die von 1437-1509 erbaute spätgotische Stadtkirche St. Georg. Martin Luther legte hier sein Glaubensbekenntnis, die Schmalkaldischen Artikel, vor. Lecker schmeckte nun die bekannte Rostbratwurst auf dem Marktplatz mit einem leckeren Klosterbier.

Unsere letzte Etappe führte uns zum Inselsberg, 915 Meter über NN. Im Gasthof Stöhr stärkten wir uns bei Kaffee und Kuchen; sogar die englische Königin Viktoria genoss im Jahr 1840 als 17-jährige dieses Fleckchen Erde und soll gesagt haben: Wäre ich nicht, was ich bin, so wollte ich hier meine Heimat haben!“

Nach weiterer kurzweiliger Fahrt erreichten wir gegen 16.30 Uhr unser Berghotel und können auf einen sonnigen, eindrucksvollen Tag zurückblicken.

Tagebucheintrag von Elisabeth Frisch

 

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