Samstag, 05.10.2013   Tagesausflug in den Thüringer Wald und in die Rhön

Bei dichter Wolkendecke und leichtem Nieselregen starten wir Punkt 9:00 Uhr von dem in 484 m Höhe gelegenen Ahorn Berghotel (zu DDR-Zeiten „Bebel-Heim“ genannt) zu unserem Tagesausflug in die Rhön, vorbei an „Oli’s Imbiss Treff“ und der von Stilllegung bedrohten Eisenbahnstrecke ‚Gotha – Friedrichsroda’.

Am Weg liegt das Haus eines Herrn Buschmann, dem Erfinder der Mundharmonika und auch des Schifferklaviers. Zu seiner Zeit war das Erlernen des Mundharmonikaspiels für alle Kinder in der ersten und zweiten Schulklasse Pflicht.

Was erfuhren wir noch aus der Umgebung durch den sehr kompetenten Reiseleiter, Herrn Michael Weiser?

 

  • Abbau kristallinen Gipses in der Marienglashöhle für die Fertigung von Bildern und Darstellungen in der Marienverehrung.
  • Großer Inselsberg: Hat nichts zu tun mit dem geographischen Begriff Insel, sondern bezieht sich auf das Flüsschen ‚Ense’ (Enseberg) --durch Lautverschiebung zu Inselsberg geworden
  • Thüringer Klöße heißen hier „Hutes“.  ‚Frau Holle hat einer Frau das Rezept verraten mit dem Hinweis: Hüte es!.

Die Busfahrt zur 952 m hohen Wasserkuppe führt zunächst durch den Thüringer Wald (Mischwald aus Laub- und Nadelgehölzen), kreuzt mehrfach den Rennsteig und trifft bei Trusetal auf den beeindruckenden „Trusetaler Wasserfall“. Ein Thüringer Ingenieur fuhr im 19. Jahrhundert  nach Amerika, sah die Niagarafälle und war total begeistert „Das will ich zu Hause auch haben.“ Er gründete einen Förderkreis und der Wasserfall wurde künstlich angelegt. Im Winter hat er aus technischen Gründen Pause.

Trusetal liegt im Thüringischen Schiefergebirge. Vor dem zweiten Weltkrieg waren fast alle Dächer der Umgebung mit Schiefer gedeckt – ein Baustoff mit einer Haltbarkeit von bis zu 120 Jahren -. Darüber hinaus wurden massenhaft Schiefertafeln und Schiefergriffel (30 Milliarden) gefertigt. – In der DDR wurde Schiefer aus Devisengründen zum Exportartikel und die Dächer hier wurden mit Asbest-, Eternit- und Kunststoffplatten gedeckt.

Die nächste wichtige Station ist Wasungen im Werratal. 1748 entbrannte hier der Wasunger Krieg wegen des Streits zweier Herzoginnen: Teilnehmer auf jeder Seite 500 Soldaten – ein Schuss fiel – ein Soldat hatte eine Fußverletzung, der Krieg war vorbei.

Die Werra bildet hier und auch in Walldorf (bedeutend wegen seiner Sandstein- und Märchenhöhle) die natürliche Grenze zur Thüringischen Rhön.

Gegen 10:30 Uhr erreichen wir das Dreiländereck Thüringische / Hessische / Bayrische Rhön.

 

In Frankenheim gibt es eine Agrargenossenschaft, die sich der Freilandhaltung verschiedener Rinderrassen verschrieben hat. (Normalrind, Hochlandrind, Gallowayrind  und sogar asiatische Yaks.). Dabei lernen wir: GVE = eine Großvieheinheit = Kuh.

 

Neben GVSs gibt es das Rhönschaf (hornlos, schwarzer wolliger Kopf, weiße Beine) mit einem heutigen Bestand von 10.000 Tieren. (gesehen haben wir leider nicht eins.)

 

Nach einem Zwangsumweg von ca. 30 km erfolgt der entscheidende Anstieg auf die Wasserkuppe, dem Eldorado für Segelflieger, aber auch für Motor- und Ultraleichtflieger. Die Wasserkuppe wird ihrem Namen voll gerecht: Es regnet ohne Unterlass. Der Chor feiert eine Premiere: Wir singen an einer Bushaltestelle bei strömendem Regen vor Publikum – Klingt gut! –

 

Nach ca. einer Stunde Aufenthalt geht es weiter zum Kloster Kreuzberg. Wir freuen uns auf ein trockenes gemütliches Bierstüberl und ein leckeres Klosterbräu. Aber es regnet und regnet und....., wir finden keinen Platz, keinen Platz.......

 

Wir suchen Zuflucht in der Klosterkirche, bedanken uns beim lieben Gott mit den Chorgesängen: ‚Füllt mit Schalle’ und ‚Die Himmel rühmen’ und hoffen auf besseres Wetter für die beiden nächsten Tage unserer Chorfahrt.

 

Früher als geplant machen wir uns auf den Weg nach Meiningen, der berühmten Theaterstadt und der sogenannten „Porta Frankonia“.

 

Herzog Georg II. sorgte für die Einrichtung preiswerter Theaterplätze, um die breite Bevölkerung am Theaterleben teilnehmen zu lassen. Damit die Zuschauer nicht vorzeitig den Saal verlassen konnten, stellte er Soldaten vor den Ausgang. „Kunst und Kultur muss genossen, notfalls erstritten werden!“

 

Bemerkenswertes in und um Meiningen:

 

  • Beherbergt eines von drei Ausbesserungswerken von Dampflokomotiven in Europa.
  • Hat eine katholische Kirche, deren Bau 1974 man höre und staune,  durch das DDR-Regime genehmigt worden ist.
  • Hat ein Lokal in einem ehemaligen Frauengefängnis: Die Gäste werden in den Zellen eingeschlossen, das Essen durch die Klappe in der Zellentür gereicht. Nach Bezahlung durch die Zellenklappe wird aufgeschlossen.
    Die Zellen sind lange im Voraus ausgebucht.

 

Auf der Rückfahrt zum Hotel erfahren wir noch, dass der „Thüringer Wald“ eigentlich „Thüringer Forst“ heißen müsste, weil er vor ca. 200 Jahren fast ausschließlich mit Fichten künstlich aufgeforstet wurde. Den Fehler, nur Fichten anzupflanzen, hat man schnell erkannt; die flachwurzelnden Fichten halten größeren Stürmen nicht stand. „Fichte, Fichte, Fichte macht jeden Wald zunichte.“ 

Heute finden wir viele Buchen und andere Laubbäume neben Nadelbäumen.

Der Thüringer Wald ist ein Paradies für Pilzsammler. Dabei ist aber festzuhalten, dass ein Hund, der nach dem Verzehr von Pilzen das Zeitliche segnet, nicht unbedingt an einer Pilzvergiftung gestorben sein muss.

 

Nass, erschöpft, aber guter Laune, erreichen wir unser Berghotel,  wo wieder einmal ein reichhaltiges Schlemmerbuffet auf uns wartet.

 

Tagebucheintrag von Barbara und Heinz-Eugen Spengler

 

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